Yoga & Surf Retreat in Marokko – zwischen Traum und Wirklichkeit

Wochenlang habe ich mich auf diesen Urlaub gefreut: Sonne, Meer, Yoga, Surfen lernen. Ein Traumurlaub quasi. Jetzt bin ich seit ein paar Tagen wieder zurück im herbstlich kalten Deutschland und finde das gar nicht mal so … schlecht.

Ihr werdet euch jetzt fragen „wieso“, aber ich will einmal ganz vorne anfangen. Seit einem guten Jahr besuche ich in Berlin Friedrichshain das Yoga Studio von yogafürdich, wo ich mir Woche für Woche beim Vinyasa Flow eine persönliche Auszeit vom Alltagsstress gönne. Als ich erfuhr, dass Viktor (der Besitzer des Yogastudios) auf einem Yoga Retreat in Marokko unterrichten würde, war ich sofort Feuer & Flamme. Dass man dort obendrein noch Surfen lernen würde, fand ich umso besser (wollte ich eh immer schon mal ausprobieren) und buchte kurzerhand mit einer Freundin das Abenteuer.

Abenteuerlich war schon die Anreise. Ich flog von Hannover nach Agadir – nachts um 4! Der Versuch, am Flughafen noch ein paar Stündchen Schlaf mitzunehmen, ist grandios gescheitert. Dabei hatte ich mich mit Oropax und Schlafmaske eigentlich bestens ausgestattet gefühlt. Am Flughafen in Agadir erwarteten mich 2 Männer mit einem Schild von „Surf Maroc“. Sie begleiteten mich zu einem uralten Mercedes und ich hatte kurz das Gefühl, dass da etwas nicht stimmt. Dann dachte ich jedoch an das Buch „Wo geht’s denn hier zum Glück?“, in dem Autorin Maike van den Boom lernt, dass Vertrauen eines der Fundamente für ein glückliches Leben ist. Also vetraute ich einfach darauf, dass alles seine Richtigkeit hatte und sog alle Farben und Geschehnisse, die jenseits der staubigen Autoscheibe an mir vorbeizogen, in mich auf. Diese erdigen Farbtöne, Eselskarren am Straßenrand, verschleiherte Frauen in fließenden Gewändern… Ich liebe genau diese ersten Eindrücke, wenn ich an einen neuen Ort reise.

Im Hotel „L’Auberge“ im Surferdorf Taghazout erwartete man mich schon. Das Zimmer kompakt, aber dafür authentisch und mit direktem Blick auf das Meer. Wie schön. Kurze Zeit später trudelte auch meine Freundin mit dem Flieger aus Frankfurt ein. Wir hatten viel zu erzählen, weil wir uns vor 2 Jahren zum letzten Mal gesehen hatten. Am Abend genossen wir bei lauer Sommerluft wunderbare marokkanische Tajine und lernten den Rest der 12-köpfigen Reisegruppe kennen. Vom 17-jährigen Teenie bis zum 47-jährigen Familienvater war alles bunt vertreten; hauptsächlich aber junge Frauen in meinem Alter. Eine bunte Mischung und durch die Bank weg alle super nett. Reiseleiterin Anica von NOSADE Tours erklärte den Ablauf für die nächsten Tage: 7:30 Uhr Meditation mit anschließender Vinyasa Yoga Praxis, 9:30 Uhr Frühstück, 11 Uhr Abholung zum Surfkurs, 17:30 Uhr Yin Yoga und 19:30 Uhr Abendessen. Na dann mal los!

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Unser Zimmer im L’Auberge mit Blick aufs Meer

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Blick auf den Hausstrand & Fischmarkt von Taghazout

Am nächsten Morgen klingelte also um 7 Uhr der Wecker. Schnell Zähneputzen, rein in die Sportklamotten und ab auf die Yogamatte. Mit Blick aufs Meer und der passenden Geräuschkulisse dazu, war direkt das erste Meditationsobjekt gefunden – aber gar nicht so einfach, sich mal auf etwas anderes als seinen Atem zu konzentrieren. Beim Yoga gelang mir das schon besser und nach der Praxis konnte es meinem leeren Magen gar nicht schnell genug zum Frühstück gehen. Auch hier saßen wir draußen auf der Terasse, von wo aus wir das Treiben des kleinen Fischmarktes vor dem Hotel beobachten konnten. Dann ging es endlich los mit dem Abenteuer Surfen, obwohl ich nach dem Essen auch gut hätte nochmal ins Bettchen gehen können oder mich faul an den Strand legen.

Erster Stop: Shop von „Surf Maroc“ zum Aussuchen der Wetsuits. Das war easy, denn die Surflehrer konnten einem quasi vom Körper ablesen, welche Größe die richtige war. Dann hieß es in den Anzug quetschen und Weiterfahrt zum Surf Spot. Wir waren ja vom Yoga schon gut gedehnt, aber um ein paar Aufwärmübungen im Neopren kamen wir trotzdem nicht drum herum. Also rannten wir fleißig den Strand rauf und runter, bevor wir jeder ein Board zugeteilt bekamen – ein wunderbares Schaumstoff-Brett für Anfänger. Die Trockenübungen schienen leicht: Paddeln, Arme aufstützen, Knie nach vorn, Beine aufstellen und dann den Oberkörper aufrichten. Im Wasser sah das Ganze dann etwas anders aus. Aber es war ja auch erst der erste Tag. Mit der Zeit lief die Technik immer besser und wir standen alle unsere erste Welle. Yeah! Ich war echt erstaunt, wie lange ich es als Oberfrostbeule im Wasser aushalten konnte. Zur Mittagspause am Strand merkte ich dann erstmal, wie anstrengend Wassersport wirklich ist, wenn man immer wieder gegen die Wellen ins Meer laufen darf.

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Üben, üben, üben – und in der Surf-Pause eine gute Figur machen 😉

Zurück im Hotel schnell unter die Dusche und dann ging es auch schon wieder ab auf die Matte. Wir waren doch einige Stunden im und am Meer gewesen. Die Yin Yoga Praxis war da genau das Richtige, um die beanspruchten Muskeln zu dehnen und vor Muskelkater zu bewahren. Es versteht sich von selbst, dass das Abendessen nach all‘ der körperlichen Aktivität heiß herbeigesehnt wurde. Danach noch ein paar Seiten in meinem Buch gelesen und schwupps fielen die Äuglein schon von alleine zu. Am nächsten Tag ging dann alles wieder von vorne los. Yoga – Essen – Surfen – Essen – Yoga – Essen – Schlafen. Ich merkte, dass so viel Betätigung ganz schön ungewohnt für meinen Körper war, aber es machte Spaß und war mal etwas völlig anderes. Am 3. Abend waren wir zum BBQ in einem anderen Hotel von Surf Maroc zu Gast. Das Knoblauch-Käse-Baguette war spitze und auch die Musik einer lokalen Band war interessant anzusehen. Leider verschlug es mich nachts plötzlich auf die Toilette und das ganze Essen kam wieder retour. Was war denn da los? Am nächsten Morgen blieb ich völlig kraftlos im Bett und erfuhr, dass auch einige andere vom „Moroccan Belly“ erwischt worden waren. Nagut, einen Tag aussetzen und wieder Kraft sammeln, dachte ich mir. Daraus wurden dann letztendlich doch 2 Tage, weil mir einfach so übel war. Etwas ärgerlich, wo wir doch nur 6 Tage Surfkurs hatten. Ich wurde jedoch von den anderen lieb umsorgt – bekam sogar Kamillentee und probierte Kreuzkümmel, die marokkanische Antwort auf Übelkeit. Letzendlich half dann Viktors „Zaubertrank“ aus Flohsamenschalen und Heilerde meinen Magen wieder fit zu machen. Zum Surfen ging es am nächsten Tag dann schon in tieferes Wasser, wo ordentlich „Paddle Power“ nötig ist, um von der Welle getragen zu werden. Hätte ich doch bloß Armtraining vor dem Urlaub gemacht. Aller Ansporn vom Surflehrer mit „Paddle, paddle, move, move, …“ half nichts. Ich war einfach nicht schnell genug und Welle für Welle wurde ich runtergedrückt anstatt mitgenommen. Auch am letzten Tag kam ich nicht über dieses Stadium hinaus. Mächtig schade, wo doch sogar ein Fotograf da war, um unsere Surf-Ergebnisse festzuhalten. Naja, ich kann zumindest im White Water sicher auf dem Board stehen und habe ein Gefühl für die Materie bekommen. Mein großes Ziel: Bis zum nächsten Urlaub mit Surf-Möglichkeiten meine Arm- und Schultermuskulatur zu stärken und dann heißt es definitiv nochmal: Rauf aufs Brett!

Nachdem sich mein Bauch wieder erholt hatte, erwischte mich die letzten 2 Tage noch eine fiese Erkältung, sodass meine Stimme sich auf der Rückreise dann auch verabschiedet hat. Wahrscheinlich hat sie stellvertretend für jegliche Energie in meinem Körper gehandelt, denn ich war einfach nur völlig k.o. und freute mich auf mein heimisches Bettchen mit einer Nacht richtig guten unterbrechungsfreien Schlafes. Den bekam ich dann auch und mit jedem Tag, der seit meiner Rückkehr vergeht, denke ich, dass ich vielleicht doch nochmal einen Retreat wagen werde – dann aber nur Yoga, mit ganz viel Entspannung und Faulenzen zwischendrin. Es muss ja auch nicht immer gleich ein exotisches Reiseziel sein. Brandenburg ist doch auch schön, oder?

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Zum Abschluss der Reise ein stolzes Lächeln für die Kamera

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Plank + Plank + Plank = Tripple-Yogi-Fun

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Und zum Schluss noch der Beweis, dass ich tatsächlich auf dem Brett stand 🙂